Schlafstörungen im Alter
Wie sich unser Schlaf mit dem Alter verändert
Schlafstörungen im Alter sind keine Seltenheit. Gerade bei älteren Menschen kommt die innere Uhr manchmal ein wenig aus dem Takt: Das Einschlafen fällt schwerer, die Tiefschlafphasen verkürzen sich und die Leichtschlafphasen werden länger. Zu bestimmten Anlässen kann sich dies noch mal verstärken oder aber, wenn Erkrankungen wie Demenz bekannt sind. Mit dem Ergebnis: Die Betroffenen leiden an Schlaflosigkeit, fühlen sich nach dem Aufwachen nicht ausreichend erholt und haben tagsüber mit Müdigkeit zu kämpfen.
Warum leidet man unter Schlafstörungen im Alter?
Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Betroffenen von Ein- und Durchschlafstörungen – dabei sind Frauen häufiger als Männer betroffen1. Trotz der offensichtlichen Problematik finden Schlafstörungen im Alter in der Wissenschaft bisher wenig Beachtung.
Im Alter variiert die Schlafmenge von Mensch zu Mensch. Generell kann man folgende Veränderungen des Schlafverhaltens im Alter festhalten:
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Abnahme der Gesamtschlafdauer
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Abnahme des REM-Schlafes
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Abnahme des Tiefschlafanteils
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Zunahme von Einschlafdauer
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Zunahme des Leichtschlafanteils
Eine größere Anzahl von Wachphasen ist ebenfalls typisch. Insgesamt wird der Schlaf flacher und weniger erholsam und kann durch Weckreize leichter gestört werden. Kompensiert wird das häufig durch zusätzliche Schlafperioden am Tag.
Bei Schlafstörungen im Alter sollten neben dem individuellen physiologischen Alterungsprozess auch etwaige Erkrankungen und Medikamente berücksichtigt werden, die zu Schlafproblemen führen können.
Schlafstörungen im Alter: So machen sie sich bemerkbar
Wenn im Alter die Häufigkeit körperlicher Erkrankungen deutlich zunimmt, steigt auch die Wahrscheinlichkeit von Schlafstörungen. Medikamente können die Schlafprobleme zusätzlich verstärken. Gleiches gilt für weitere Faktoren, wie eine Verlängerung der Bettzeiten. Zusätzlich kann sich eine Abhängigkeit von Schlafmitteln entwickeln. Weitere Faktoren können Schlafstörungen im Alter bedingen:
- Abbau der körperlichen Leistungsfähigkeit
- Mangelnde Bewegung und Aktivität
- Körperliche Erkrankungen
- Wenig Kontakt zu Mitmenschen
- Fehlende geistige Beschäftigung
- Medikamente
- Fehlende Lichtexposition am Tag
- Dauerhafte Bettlägerigkeit
- Verlängerung der Bettzeiten
- Abhängigkeit von Schlafmitteln
Am Tag ist es wichtig, dass Betroffene genügend Tageslicht ausgesetzt sind. Aktivitäten und Bewegung sorgen für ausreichend Müdigkeit in der Nacht und verhindern Tagesmüdigkeit. In der Nacht können ausreichend Dunkelheit und Ruhe einen erholsamen Schlaf fördern. Gleichzeitig dürfen die Bettzeiten nicht zu lang sein, da auf diese Weise ein krankhaftes langes Schlafen begünstigt werden könnte.
Häufige schlafmedizinische Erkrankungen sowie Schlafstörungen im Alter und deren Auslöser:
Schlafapnoe durch Atemstörungen | Sekundäre Schlafstörungen |
Männliches Geschlecht | Demenz |
Übergewicht | Depression |
Fehlbildungen im Kiefer-Rachen-Bereich | Parkinsonsyndrom |
Vermehrter Halsumfang | Schmerzerkrankungen |
Alkoholkonsum | Refluxkrankheit |
Lebensalter von 40 bis 65 Jahren | Hospitalisierung |
Wechseljahre bei Frauen |
Sekundäre Schlafstörungen treten im Zusammenhang mit dem Alter bei zahlreichen organischen Erkrankungen auf. Beispiele hierfür sind Schmerzerkrankungen, die Refluxkrankheit sowie Demenz oder Parkinson.
Das Schlafapnoesyndrom ist ein unabhängiger Risikofaktor für anhaltend hohen Blutdruck. Dadurch kann sich eine Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ergeben – wie eine Arterienverkalkung, ein Schlaganfall oder Herzinfarkt.
Demenz: Schlafstörungen erkennen und ernst nehmen
Die Schlafstörungen demenzkranker Menschen müssen differenziert betrachtet werden. Hierbei können individuelle Behandlungskonzepte für Demenzpatienten versucht werden.
Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörung
Unser Schlaf-Wach-Rhythmus wird durch den Wechsel von Tag zu Nacht sowie durch Hormone gesteuert. Diese Rhythmen haben eine Periodenlänge von 24 Stunden, man spricht auch vom zirkadianen Rhythmus. Wenn diese Perioden nicht gleichmäßig verteilt sind, handelt es sich um eine zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörung. Die Schlafperioden sind dann unregelmäßig und für die Betroffenen unvorhersehbar über 24 Stunden verteilt, wobei die Summe der Schlafstunden altersgemäß ist.
Die Störung tritt zumeist im Rahmen eines demenziellen Syndroms auf. Die Unregelmäßigkeit des Schlafes kann mit dem Schweregrad der Demenz korrelieren. Die Wissenschaft ist sich bisher noch uneinig, woran genau das liegt. Man vermutet, dass eine verminderte Aktivität bestimmter Gehirnareale, die zirkadiane Rhythmen steuern, dazu beitragen kann. Auch eine Makula-Degeneration, welche die Netzhaut im inneren Bereich des Auges angreift, kann Schlafstörungen bei Demenz bedingen.
Das Alter ist bei der zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmusstörung kein diagnostizierter Auslöser. Vielmehr wird die Störung fälschlicherweise mit dem Alter assoziiert, da die Erkrankungshäufigkeit von Demenz mit zunehmendem Alter steigt. Dennoch sollte beachtet werden, dass eine mangelnde Schlafhygiene, bestimmte Medikationen oder eine fehlende Tagesordnung als Auslöser gelten können – unabhängig davon, ob eine Demenz vorliegt.
Studien zufolge kann bei dieser Schlafstörung bei Demenz entweder eine Lichttherapie oder eine Kombination verschiedener Methoden in Betracht gezogen werden.
- Abendliche oder morgendliche Lichttherapie kann den Tagesrhythmus stabilisieren
- Herbeigeführter Schlafentzug tagsüber
- Abends Rotlicht mit geringem Blauanteil
Eine Lichttherapie kann Studien zufolge nur bei Betroffenen vaskulärer Demenz ohne visuelle Defizite zum Tragen kommen – nicht bei einer Demenz vom Alzheimer-Typ 2.
REM-Schlaf-Verhaltensstörung
Auch die REM-Schlaf-Verhaltensstörung zählt zu den Schlafstörungen bei Demenz. Die Störung ist dabei an die Traumphase gebunden. Im Kontext eines Traumes löst sie zielgerichtete Bewegungen, wie Schlagen und Treten, aus oder äußert sich durch laute Ausrufe – an diese können sich Betroffene in der Regel nach dem Erwachen nicht erinnern. Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung findet sich bei Morbus Parkinson oder auch der Lewy-Body-Demenz, die ähnliche Symptome verursacht. Außerdem kann die Lewy-Body-Demenz nächtliche visuelle Halluzinationen bedingen2.
Tipps bei Altersschlaflosigkeit
Folgende Maßnahmen empfehlen sich zur nichtmedikamentösen Therapie bei Schlaflosigkeit im Alter:
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Unabhängig von der Schlafdauer jeden Tag zur gleichen Zeit aufstehen
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Nur müde zu Bett gehen
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Nur zum Schlafen im Bett bleiben
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Helles Licht zwischen 19 und 21 Uhr
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Bewusst werden über Schlafdauer in der Nacht und am Tag
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Strukturierter Tagesablauf
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Körperlich aktiv und fit bleiben
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Kein längerer Tagesschlaf
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Nicht zu früh zu Bett gehen
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Körper und Geist durch autogenes Training entspannen
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Stimulus-Kontrolle
Quellen
1 Barmer Gesundheitsreport 2019: Schlafstörungen. https://www.barmer.de/blob/200600/be5371374ee8e7463bb077cb6567b843/data/dl-gesundheitsreport2019.pdf
2 Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM): S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen. https://www.dgsm.de/downloads/akkreditierung_ergebnisqualitaet/S3-Leitlinie_Nicht_erholsamer_Schlaf-Schlafstoerungen.pdf
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